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Die Schola Cantorum wurde im Jahr 1963 als Kinder- und Jugendchor gegründet, arbeitet seit 1982 unter Trägerschaft der Stadt und ist heute die musikalische Heimat von etwa 300 Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen, wichtiger lokaler Bildungsträger sowie klingende Botschafterin der Musikstadt Leipzig.

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VON PETER KORFMACHER
erschie­nen in der Leip­zi­ger Volks­zei­tung am 25. Sep­tem­ber 2017

"Ein­zig­ar­tig am Leip­zi­ger Musik­fes­ti­val für Kin­der ist", sagt Kulturbürgermeisterin Ska­di Jen­ni­cke in Ver­tre­tung des Schirm­herrn Burk­hard Jung zur Begrüßung, "dass hier klas­si­sche Musik nicht für Kin­der zurecht­ge­stutzt, son­dern im Ori­gi­nal präsentiert wird". Wer auch immer ihr dies auf­ge­schrie­ben haben mag – er oder sie irrt. Zum Glück. Denn im Ori­gi­nal wäre Mozarts "Così fan tut­te", mit der Chris­tia­ne Bräutigams ein­zig­ar­ti­ges Fes­ti­val in der Refor­mier­ten Kir­che beginnt, eine für Kin­der gewiss zu har­te Nuss. Sie wäre es wegen der Aufführungsdauer. Sie wäre es, mehr noch, wegen der bes­ten­falls des­il­lu­sio­nie­ren­den Ana­ly­se mensch­li­cher Trieb­haf­tig­keit. Sie wäre es, erst recht, wegen der musi­ka­li­schen Anfor­de­run­gen. Denn zum Ein­zig­ar­ti­gen die­ses Fes­ti­vals, das Bräutigam seit 2006 orga­ni­siert, gehört, dass Kin­der nicht nur berie­selt oder berei­chert wer­den, son­dern dass sie mit­tun dürfen. Und im Ori­gi­nal wäre auch der Sol­da­ten­chor, den hier der Kin­der­chor der Scho­la Can­torum bei­steu­ert, nicht zu stemmen.

Es geht bei "Klas­sik für Kin­der" um den Geist der Klas­sik. Und dem kommt die­ses gut einstündige Così-Destillat recht nahe. Weil es Chris­ti­an Kabitz, der die Kin­der-Fass­sung erar­bei­tet hat und als Spiel­lei­ter inter­ak­tiv durch den Abend führt, gelingt, die Ver­suchs­an­ord­nung die­ser zynischs­ten aller Mozart-Opern auf die Ziel­grup­pe her­un­ter­zu­bre­chen und mit einer immer noch überraschenden Happy-End-Lösung ver­dau­lich zu machen. Und weil die Solis­ten trotz untaug­li­cher deut­scher Tex­te durch die Bank exzel­lent sin­gen: Jule Rosa­lie Vor­tisch als aller­dings ganz oben Intonationsgefährdete Fior­di­li­gi, Marie Hen­ri­et­te Rein­hold als saft- und kraft­voll sinn­li­che Dora­bel­la, And­ré Kha­mas­mie als pracht­vol­ler Fer­ran­do, Domi­nic Gro­ße als viri­ler Gugliel­mo, Fre­de­rik Tucker als sono­rer Strip­pen­zie­her Don Alfon­so und Vere­na Barth-Jur­ca als wacker char­gie­ren­de Despi­na. Dazu steu­ert das Kin­der­bal­lett des Inter­na­tio­na­len cho­reo­gra­phi­schen Zen­trums Leip­zig Monts­er­rat Leons ziel­grup­pen­ge­rech­ten Tanz bei und der Kam­mer­chor Cant­are ein acht­ba­res Erwach­se­nen-Tut­ti. Hin­ter allen pro­du­ziert das Orches­ter der Musi­ka­li­schen Komödie einen trans­pa­ren­ten, ener­gie­ge­la­de­nen, dich­ten Mozart-Ton, den Bräutigam am Pult erfolg­los im unverfänglichen Andan­te-Mez­zo­for­te zu hal­ten bemüht ist.

Und das ist, neben dem ges­tern been­de­ten Kom­po­si­ti­ons­wett­be­werb für Kin­der, das ent­schei­den­de Allein­stel­lungs­merk­mal die­ses Fes­ti­vals: Bräutigam gelingt das Kunststück, auch kom­ple­xes­te Meis­ter­wer­ke auf­zu­bre­chen für die Ziel­grup­pe: Die Stim­mung in der bes­tens besuch­ten Kir­che ist von aus­ge­las­se­ner Auf­merk­sam­keit. Die Kin­der hängen Kabitz an den Lip­pen, sind aber durch­aus auch zu Wider­wor­ten auf­ge­legt. Zur Musik ste­hen die Münder offen – und im ita­lie­ni­schen Ori­gi­nal, das Fer­ran­do immer­hin für sei­ne Roman­ze bemühen darf, tun sie es nicht weni­ger. Denn Kabitz’ Ver­si­on funk­tio­niert so gut, dass es nicht Not täte, Mozarts herr­li­che Musik auf dem Altar der unge­lenk durch törichte Rei­me tor­keln­den Übersetzung zu schlach­ten. Die begeis­ter­te Anspan­nung im Kir­chen­raum zeigt es so deut­lich wie der Jubel hernach.

Titelfoto: AbsolutVision
Die Schola Cantorum Leipzig wurde 1963 gegründet und vereint heute etwa 300 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene in verschiedenen Ensembles.
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