Liebe Sängerinnen und Sänger der Chöre,
liebe Eltern und Freunde der Schola Cantorum Leipzig,
dass sich ein Perspektivwechsel positiv auf die eigene Sicht der Dinge auswirken kann, ist bekannt. Der französische Schriftsteller Antoine de Saint-Exupéry sagt mit anderen Worten: Um klar zu sehen, genügt ein Wechsel der Blickrichtung. Im Dezember 2016 musste ich durch einen mehr als zweiwöchigen Klinikaufenthalt zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt meine Perspektive wechseln: An Arbeiten war in dieser Zeit nicht zu denken, die Proben und Konzerte mussten durch unsere Mitarbeiter übernommen werden. Am 17. Dezember durfte ich das Krankenhaus für ein paar Stunden verlassen, um das Weihnachtsliedersingen von Mädchen- und Frauenchor vom Kircheneingang aus hören zu können – aus dieser Perspektive für mich eine Premiere und ein sehr bewegendes Erlebnis. Wenn Selbstverständlichkeiten plötzlich nicht mehr selbstverständlich sind, ändert sich mitunter die Perspektive.
Die vergangenen Jahre waren für mich persönlich durch enorm viel Arbeit und Verzicht auf Freizeit oder Privates geprägt. Fragen wie, ob man die richtigen Entscheidungen trifft, ob sich all die investierte Kraft und Energie irgendwann auszahlen oder warum man nicht "etwas Anständiges" gelernt hat, waren nicht immer leicht zu beantworten. Am 17. Dezember auf dem Rückweg von der Peterskirche ins Krankenhaus erinnerte ich mich an die Antwort auf einige dieser Fragen: Wir können auf eine so wunderbare Weise mit Musik, die tief ins Herz geht, Menschen bewegen und berühren. Für diesen ungeplanten und ungewollten Perspektivwechsel bin ich heute dankbar.
Das Jahr 2017 bietet mit den vielen geplanten Konzerten wieder ungeahnte Möglichkeiten, Menschen zu berühren. Ich wünsche uns, dass uns dies in möglichst vielen Fällen gelingt. Ich wünsche uns auch, dass wir durch viele kleine Perspektivwechsel im Alltag – möglichst ohne notwendig werdende Klinikaufenthalte – immer wieder den Mehrwert dessen erkennen, was wir in wöchentlichen Proben, Unterrichten und den vielen Konzerten tun und was sich eben nicht nur im Reproduzieren von gedruckten Noten erschöpft: Mehrwert im Sinne von Gemeinschaft, Zusammenhalt und Miteinander in denen jeder seinen Teil dazu beiträgt, Menschen immer wieder aufs neue zu berühren.
In diesem Sinne wünsche ich uns allen ein berührendes, erfolgreiches und friedliches neues Jahr 2017 und grüße herzlich im Namen aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter,
Ihr und Euer
Marcus Friedrich.