erschienen in der Lausitzer Rundschau am 4. März 2015
Ein Musical über Jesus Christus – das hatte vor ihnen noch niemand gewagt: Jesus Christ Superstar nannten Andrew Lloyd Webber und Tim Rice ihr revolutionäres Werk, mit dem sie vor mehr als 40 Jahren ihren Durchbruch feierten. Die offizielle Produktion von Andrew Lloyd Webber und Tim Rice ist noch bis Sonntag an der Oper Leipzig zu erleben.
Er ist längst eine Rocklegende: Jesus Christ Superstar. 720 Vorstellungen nach der Uraufführung am Broadway, nach acht Jahren in Folge am Londoner West End und Produktionen in 22 Ländern fasziniert er seit Mittwoch im Leipziger Opernhaus das Publikum. Ein Musical, das Gäste von weither anzieht, war es doch im Osten Deutschlands mit Ausnahme von Berlin kaum zu sehen.
Bis Sonntag erzählen Stars vom Londoner West End gemeinsam mit dem Kinderchor der Schola Cantorum Leipzig eine der ältesten Geschichten der Welt auf ungewöhnliche Weise. Packende Soundtracks und dramatische Bilder umhüllen die Leidensgeschichte Jesu. Berichtet wird von den letzten sieben Tagen Jesu aus der Sicht von Judas Ischariot. Jesus, (eindrucksvoll Glenn Carter, der ihn schon am Broadway verkörperte), wird von seinen Anhängern und Gegnern gleichermaßen zur Kultfigur erhoben. Er ist ein verletzlicher, menschlicher Held, der im Strudel des eigenen Ruhms an seiner Bestimmung zu zweifeln beginnt. In stimmgewaltigen und berührenden Soularien, gefühlvollen Balladen, dröhnenden Rockhits und monumentalen Chorpassagen entwickelt sich eine unheilvolle Dreiecksgeschichte zwischen Jesus von Nazareth, seinem engen Vertrauten Judas und der sinnlichen Maria Magdalena. Judas, in den Evangelien als Verräter typisiert, wird hier als enttäuschter Freund gezeigt, der den mörderischen Verrat in einer Mischung aus echter Besorgnis und kopfloser Eifersucht begeht.
Die Musik aber holt die Zuschauer zurück in die 1970er-Jahre. Jesus Christ Superstar – der Titelsong schwingt sich ins Heute, als wäre er niemals weg gewesen. Recht irdisch überirdisch.