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Die Schola Cantorum wurde im Jahr 1963 als Kinder- und Jugendchor gegründet, arbeitet seit 1982 unter Trägerschaft der Stadt und ist heute die musikalische Heimat von etwa 300 Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen, wichtiger lokaler Bildungsträger sowie klingende Botschafterin der Musikstadt Leipzig.

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Drei Tageszeitungen Im Zeitungsstock

VON PETER KORFMACHER
erschie­nen in der Leip­zi­ger Volks­zei­tung am 4. März 2015

Nein, schön ist das nicht, so eine Kreu­zi­gung. Wir alle ahn­ten es längst, und spä­tes­tens seit Mitt­woch­abend, seit der immer­hin anstän­dig besuch­ten Leip­zig-Pre­mie­re von Andrew Lloyd Web­bers und Tim Rices rei­sen­dem "Jesus Christ Super­star", wis­sen wir es genau. Mit aller Dras­tik brüllt da Glenn Car­ter sei­nen Schmerz her­aus, der­weil ihm die Nägel in die Glie­der fah­ren, gars­tig über­höht noch von schnei­den­den Chor-Dis­so­nan­zen aus allen Richtungen.

Ein fil­mi­scher Effekt ist das eher als einer fürs Musi­cal, unge­heu­er, ja bei­na­he uner­träg­lich wir­kungs­voll, aber auch ein Fremd­kör­per. Was auch gilt fürs minu­ten­lan­ge Ver­rö­cheln und Ver­gur­geln am Kreuz, das eben­so wenig pas­sen will zur kun­ter­bun­ten Pas­si­ons-Revue, die Bob Thom­son und Bill Ken­w­right da unter den stren­gen Bli­cken der auf­sichts­füh­ren­den Urhe­ber Web­ber und Rice zusam­men­mon­tiert haben: auf­wen­di­ge Mas­sen­sze­nen mit Jün­gern und Mob, sau­ber gestell­te Ensem­ble-Tableaus, sel­ten auch mal ein inti­mes Solo auf Paul Farns­wort­hs sym­me­tri­scher Büh­ne, die mit qua­dra­ti­schen Rie­sen­säu­len ein Jeru­sa­lem auf die Büh­ne zau­bert, wie frisch aus dem San­da­len­film der 60er ins Heu­te gewachsen.

Durch den läuft, bevor er so unschön endet, der blond­ge­lock­te Jesus Chris­tus eher als phleg­ma­ti­scher Jam­mer­lap­pen im Nacht­hemd denn als Super­star. Glenn Car­ter bleibt in die­ser Par­tie erstaun­lich uncha­ris­ma­tisch – in mitt­le­ren Lagen auch stimm­lich. Ganz oben ten­diert sein unten her­um so sam­te­nes Fal­sett zur Hys­te­rie. Und so recht mögen die­se Extre­me nicht zuein­an­der fin­den. Das alles führt dazu, dass die­ser Jesus von Judas nicht nur ver­ra­ten und ver­kauft, son­dern auch ohne viel Feder­le­sens an die Wand gesun­gen wird.

Denn der auch dar­stel­le­risch über­zeu­gen­de Tim Oxbrow ist ein veri­ta­bles Natur­er­eig­nis. Wäh­rend Jesus als from­mes Abzieh­bild­chen über die Büh­ne schwebt, zeigt Oxbrow einen Men­schen, einen Cha­rak­ter aus Fleisch und Blut, einen Getrie­be­nen, einen Ver­zwei­fel­ten. Und so singt Oxbrow ihn auch. Sei­ne ziem­lich ein­zig­ar­ti­ge Stim­me, die auch im ewi­gen Schnee noch wand­lungs­fä­hig ist, ras­pelt sich mit dem ers­ten Ton tief ins Bewusst­sein. Die­ses Organ sorgt dafür, dass die Musik Andrew Lloyd Web­bers, der für die­se Par­tie in sei­nem wohl bes­ten Musi­cal sei­ne inter­es­san­tes­ten Sze­nen geschrie­ben hat, pha­sen­wei­se sogar ein wenig Reli­ef enthält.

Der Rest der auf "Tom­mys" Spu­ren "Rock­oper" getauf­ten Ver­an­stal­tung ist oft gekonnt und immer klug kal­ku­liert zusam­men­ge­schraubt aus Ele­men­ten von Soul und Funk, aus Folk und Music-Hall, aus neu­em geist­li­chem Lied und aka­de­mi­schem Fünf- und Sie­ben-Vier­tel-Jazz und – alles mit höchs­ter Pro­fes­sio­na­li­tät vor­ge­tra­gen: Ob Rebe­kah Lowings als sanft sinn­li­che Maria Mag­da­le­na oder Ali­s­ta­ir Lees gif­ti­ger Annas, ob Richard J. Hunts sin­nen­fro­her Tho­mas oder Tom Gil­ling als tun­ti­ge Hero­des-Par­odie, ob Ste­ve For­tu­ne als raben­schwar­zer Kai­phas oder Chris­to­pher Jacob­sen als skru­pu­lös zau­dern­der Pila­tus – eine sol­che Sän­ger­be­set­zung muss man erst mal zusam­men­cas­ten. Zumal das Gan­ze auch als Chor so gut funk­tio­niert wie als Tanz­trup­pe und sich auch das sau­be­re Kin­der­chor-Dut­zend von der Leip­zi­ger Scho­la Can­torum per­fekt ein­fügt in die­ses ins­ge­samt stau­nens­wer­te hand­werk­li­che Niveau.

Per­fek­ti­on zeich­net auch das aus, was die acht Musi­ker um Tim Withing im Gra­ben aus Rock­band nebst Syn­thies mit Web­bers Musik anstel­len. Da heult sich rockig Bri­an Stree­ters exzel­len­te E‑Gitarre unter die Haut, las­sen die Key­boar­der aber auch schon mal ein fabel­haft gesam­pel­tes Orches­ter hören.

So weit so gut – und um so erstaun­li­cher, dass der Fun­ke den­noch nur sel­ten über­springt, der musi­ka­li­sche Bil­der­bo­gen vom Lei­den Chris­ti selt­sam blut­leer wirkt. Das mag auch und gera­de an der tech­ni­schen Per­fek­ti­on lie­gen, mit der die­se nur noch behaup­te­te „Rock­oper“ hier zum Musi­cal blank­po­liert wird.

Doch Andrew Lloyd Web­ber beherrsch­te natür­lich auch vor 40 Jah­ren schon sein Metier, das Insze­nie­rungs­team besteht aus Kön­nern des Fachs. Und so garan­tiert das Mit­klatsch-Fina­le, in dem sich die Span­nung der Kreu­zi­gungs-Pein auf­löst, am Ende erheb­li­chen Bei­fall. Zur Pau­se fiel der noch eher mau aus.

Jesus Christ Super­star in der Oper Leip­zig: Vor­stel­lun­gen heu­te, 20 Uhr, Sams­tag 15 und 20 Uhr, Sonn­tag 15 Uhr, Kar­ten und Infos gibt’s im LVZ Media Store in den Höfen am Brühl Leip­zig, in allen LVZ-Geschäfts­stel­len, über die gebüh­ren­freie Ticket­hot­line 0800  2181050 sowie auf der Inter­net­sei­te www.lvz-ticket.de und an der Opern­kas­se oder unter Tel. 0341 1261261.

Titelfoto: Juliana Malta
Die Schola Cantorum Leipzig wurde 1963 gegründet und vereint heute etwa 300 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene in verschiedenen Ensembles.
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