VON GRIT HARTUNG
Hoch motiviert ging es für 55 Kinder und sieben Betreuer an einem hochsommerlichen Frühlingsfreitagnachmittag mit dem Bus nach Bad Lausick. Im Gepäck die diesjährige Kinderoper, der es galt den ersten Schliff zu geben. Immerhin waren es nur noch vier Wochen bis zur Aufführung, auch deshalb wartete ein volles Programm.
Nach dem Start wurde gleich das erste Phänomen bei den Kindern beobachtet: Kaum einen Platz im Bus gefunden, wurde sämtliche Verpflegung vernichtet, vielleicht mit weiser Voraussicht. Nach einer kurzweiligen Fahrt, wir erwähnen nicht die Extrarunde und das Wendemanöver weil der Busfahrer die Einfahrt zur Jugendherberge verpasste, waren wir auch schon am Ziel.
Nun galt es, die Zimmer zu beziehen – die großen Tränen blieben aus – und die Bettwäsche in Form zu bringen; da war noch Potenzial nach oben verfügbar. Nach einer Vorstellungsrunde ging es zum Abendessen und dann sollte auch noch lieblicher Scholaklang durch die Jugendherberge bei der ersten Probe hallen. Nicht zur Freude einiger Herbergsgäste, dazu aber gerne später mehr. Hoch konzentriert, trotz der Wärme und Späte des Tages, arbeiteten die Kinder musikalisch am Stück, sehr zur Freude von Frau Stief.
Um 21 Uhr war Probenende und die Kinder konnten sich bettfertig machen. Doch zuvor machte noch die berühmt berüchtigte Süßigkeitenpolizei ihre Runde durch alle Zimmer, die zu viel mitgebrachte zuckerhaltige Nahrungsmittel in Gewahrsam nahm um die Kinder vor Zuckerschock oder plötzlich auftretender Übelkeit zu beschützen. Dieses Ritual schien sich schon herumgesprochen zu haben, denn es waren zum Erstaunen der Betreuer nur kleine Mengen an Süßigkeiten vorhanden und eine Packung Kekse für 6 Euro von der Oma. Keine Panik, alle Beweismittel wurde am letzten Tag wieder in die Hände der zuständigen Kinder gegeben. Die Nachtwache ging dann auch erwartungsgemäß noch etwas länger – die Quasselstrippen wollten gebändigt, Mücken vertrieben, oder die Auswirkungen von Gruselgeschichten besänftigt werden.
Das wäre ja nicht so schlimm gewesen, wenn der Morgen nicht schon überraschend früh an der Türe geklopft hätte. Um 5:30 Uhr meinten einige Kinder schon die Nacht zum Tage machen zu müssen, einige waren um 6 Uhr schon frisch geduscht, angezogen und warteten hungrig auf das Frühstück. Das gab es wohlgemerkt erst um 8 Uhr. Andere sangen sich schon vorbildlich ein. Auch das wurde mit weniger Freude der Betreuer zur Kenntnis genommen. Hier sei lobend zu erwähnen, das beide Jungszimmer ruhig bis 7:30 Uhr die Zeit mit Kartenspielen auf ihren Zimmern verbracht hatten.
Nach dem gemeinsamen Frühstück reiste dann auch noch das erfolgreiche Duo von Frau Schönemann und Frau Denner an, die mit den Kindern neben der Chorprobe in Kleingruppen musikalisch und choreografisch an verschiedenen Szenen arbeiteten. Dieser Vormittag war sehr intensiv für die Kinder und doch so erfolgreich.
Ganz traditionell gab es Nudeln mit Tomatensoße zum Mittag, und das beste – Herbergsquarkspeise.
Und überhaupt, das Essen war super lecker. Die Kinder standen öfter für Nachschlag Schlange und betonten dem freundlichen Küchenpersonal, wie gut es ihnen geschmeckt hat.
Der Samstagnachmittag stand ganz im Zeichen von basteln und Choreographie. Während ein Teil sich tanzend durch den Probenraum bewegte und den Anfeuerungsrufen von Frau Schönemann à la „noch größer“ lauschte, verbrachten die anderen Kinder ihre Zeit, um kleine Erinnerungsstücke an das Probenlager zu basteln. Unter fachmännischer Anleitung von Grit Stief entstanden kleine Kunstwerke. Der Rest der Betreuer bastelte unter unermüdlichem Einsatz die letzten Requisiten für die Kinderoper zusammen, welche pünktlich zum Abendessen fertig waren. Wir wurden belohnt mit Quarkkeulchen und anderen Köstlichkeiten.
Ein Highlight des Probenlagers ist das Lagerfeuer. Also eigentlich ist es eine eher kurzweilige Veranstaltung für alle Beteiligten. Nachdem die Kinder zwei Marshmallows in die Flammen gehalten hatten, zwei Lieder angestimmt waren, wurde es ziemlich schnell leer um die Lagerfeuerstelle. So schnell wie das Feuer an war, so war es auch wieder gelöscht. Das Spielen und Toben war eindeutig überzeugender als Lagerfeuerromantik.
Den Kindern war es gegönnt, nach einem so anstrengenden Tag einfach nochmal alles rauszulassen. War es ja auch nicht ganz uneigennützig, denn insgeheim hofften die Betreuer, dass es dadurch zeitiger ruhig auf den Zimmern sein würde. Der Plan schien auch aufzugehen, hatten wir jedoch unsere Rechnung nicht mit einer ganz speziellen Seminargruppe von Schülerräten gemacht, die bis 2 Uhr nachts zu Helene Fischer feierte.
Doch was Helene kann, kann der Kinderchor der Schola Cantorum tausendmal besser, deshalb gab es pünktlich am Sonntagmorgen um 7:45 Uhr ein Gutenmorgenständchen auf dem Hof der Herberge für unsere freundlichen Feiergäste. Damit war zumindest klar, wer hier die Musik macht und es konnte gemeinsam gefrühstückt werden. Danach galt es nochmal alle Konzentration auf die Kinderoper, denn beide Durchläufe sollten bis zum Mittag noch einmal durchgegangen werden. Mit Choreo und Musik. Wir können nur so viel verraten – es war jetzt schon zauberhaft und macht Lust auf mehr.
Nach dem Mittagessen verließen wir die Herberge in Richtung Heimat und es war auch deutlich ruhiger als zur Hinfahrt. Wir nehmen viele Lieder mit aus dem Probenlager, die uns die nächsten vier Wochen Tag und Nachts begleiten werden, viele schöne Momente mit einer Horde wundervoller Kinder und die Vorfreude auf die diesjährige Kinderoper.