VON CONNY SCHOLZ
Im Sonnenfieber pulsierte die Stadt. Einer der ersten wirklichen Frühlingstage präsentierte sich leuchtend. Die Freisitze füllend naschten viele Sonnenhungrige, schlenderten ermuntert oder suchten im Frühlingstaumel nach Neuem im – Innen oder Außen.
Der Kraft dieses erbaulichen Tages entsprechend, wehte auch im Neuen Rathaus ein frischer, junger Wind. Es wirbelte und zwirbelte, zwitscherte und flatterte, denn etwa 40 Sängerinnen und Sänger des Kinderchores der Schola Cantorum Leipzig bereiteten sich auf ihr traditionelles Frühlingskonzert vor.
Der Ratsplenarsaal – zur Chorgarderobe umfunktioniert – füllte sich nach Ende der Generalprobe am Samstagnachmittag neben ausgelassenen Kinderstimmen schnell auch mit reichlich Kekskrümeln. Zudem lag Aufregung in der Luft, denn das Konzert sollt Premiere für die im Dezember 2018 durch Crowdfunding finanzierte Konzertkleidung werden. Annette Reinhold, die Anfang März die Leitung des Chorbüros übernommen hatte, agierte mit ausgefeilter Logistik. Die schicken, schwarzen Hemden und leuchtend gelben T‑Shirts mussten in der Probenpause passgenau vergeben werden und dabei sollte es natürlich nicht hemdsärmelig zugehen. Am Ende der Anprobe Jubel von Annette Reinhold: "Cool seht ihr aus, und so festlich…!"
Die ausgelassenen junge Sängerschar für das anstehende Konzert zur Ruhe zu bringen und zu sammeln ist schon eine Kunst für sich. Die Dirigentin Grit Stief leistet hier mit Ausgeglichenheit, Verständnis und strukturierender Heiterkeit auch außergewöhnliche pädagogische Arbeit.
Der Festsaal des Rathauses war fast bis zum letzten Platz gefüllt und traditionelle Frühlings- und Kunstlieder wurden von heiteren Rezitationen gerahmt und auch Goethes anspruchsvoller "Osterspaziergang" gelang. Präzise Einsätze, sehr gute Aussprache und sichere Mehrstimmigkeit in ausgewählten Liedern – Grit Stief führte den Kinderchor leichthändig und ermunternd durch die Früchte wochenlanger Probenarbeit. Mehrere Quodlibets meisterte Marcus Friedrich und bezog auch das Publikum singend in ein Stimmenorchester ein.
Die Leipziger Sopranistin Anika Paulick brillierte als musikalischer Gast mit Werken von Mendelssohn, Schumann und Wolf und zeigte auf beeindruckende Weise wohin eine stimmlich-musikalische Ausbildung führen kann. In einer anmutig präsentierten „Loreley“ von Franz Liszt, warnte sie jedoch auch vor den Folgen betörenden Gesangs... Virtuos begleitete Aya Kugele am Flügel. Bravo!
Bereits zum Frühlingskonzert vor einem Jahr verzichtete man auf die sonst üblichen Konzertblumen oder Dankeschön-Naschereien. Stattdessen gab's für alle Chormitglieder Setzlinge selbst gezogener Apfelbäumchen. Ein Jahr später sind einige dem vergangenen Dürresommer zum Opfer gefallen, andere sind inzwischen über einen halben Meter groß und wachsen auf Balkonen und Terrassen, manche pflegt der Opa. In diesem Jahr gab's eine Laubbaumüberraschungsmischung: Ob Ahorn, Buche oder Linde – das wird sich in Kürze zeigen. Den Feen des Freundeskreises sei an dieser Stelle Dank – für beständig fleißiges Vor- und Nachbereiten.
Nachhaltig ist diese Pflanz-Aktion gleich in vielfacher Hinsicht, denn so ein Setzling braucht verantwortungsvolle, wochenlange und regelmäßige Pflege, bevor es groß genug ist und ins Freie gepflanzt werden kann. Und Klimaschutz beginnt im Kleinen bei uns allen und sei es durch das Pflanzen eines Baumes. "So lasst uns denn ein (Apfel)bäumchen pflanzen!" Denn es ist Frühling und somit höchste Zeit!
Wem ein Bäumchen pro Jahr nicht reicht, der findet weitere Infos unter: www.plant-for-the-planet.org