Skip to content

Herzlich willkommen!

Die Schola Cantorum wurde im Jahr 1963 als Kinder- und Jugendchor gegründet, arbeitet seit 1982 unter Trägerschaft der Stadt und ist heute die musikalische Heimat von etwa 300 Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen, wichtiger lokaler Bildungsträger sowie klingende Botschafterin der Musikstadt Leipzig.

Kontakt

Unser Standort

Infopost Frühjahr 2020 (Preview)

Lie­be Sän­ge­rin­nen und Sän­ger, lie­be Eltern,
lie­be Mit­glie­der unse­res Fördervereins,
lie­be Lese­rin­nen und Leser,

die aktu­el­le Aus­ga­be unse­rer Info­post ist seit eini­gen Wochen über­fäl­lig und wir haben lan­ge über­legt, was wohl ihr Inhalt sein könn­te. Alles, was nach­zu­be­spre­chen wäre, liegt (zumin­dest gefühlt) unend­lich weit zurück und scheint für die­se merk­wür­di­gen Zei­ten irgend­wie nicht rele­vant genug. Und was zum heu­ti­gen Zeit­punkt vor­an­zu­kün­di­gen wäre, kön­nen wir kaum mit Sicher­heit sagen. Den­noch: Die Auf­füh­run­gen des Brahms-Requi­ems im Novem­ber und Dezem­ber 2019 waren ein Erleb­nis und eine wun­der­ba­re Weih­nachts­sai­son liegt hin­ter uns. Ohne Zwei­fel kün­dig­te sich auch das Jahr 2020 als viel­ver­spre­chend an. Bis es im März eben anders kam...

Als der "Shut­down" nicht mehr abzu­wen­den war, haben wir nicht lan­ge gezö­gert, die ers­ten Kon­zep­te erar­bei­tet und alle nötig erschei­nen­den Wei­chen gestellt, damit es in einer Situa­ti­on, für die es kei­ner­lei Blau­pau­sen gab, trotz­dem irgend­wie wei­ter­ge­hen konn­te. Die Her­aus­for­de­run­gen schie­nen zunächst rie­sig, denn es galt ein gro­ßes Alters­spek­trum abzu­de­cken und die ana­lo­gen Unter­richts­an­ge­bo­te in den digi­ta­len Raum zu über­tra­gen, war für nicht weni­ge von uns ziem­li­ches Neuland.

Wir sind uns sicher, jeder von Ihnen und Euch hat die zurück­lie­gen­den Wochen (mit allen ihren Her­aus­for­de­run­gen, Belas­tun­gen und Ent­beh­run­gen) auf eige­ne, unver­gess­li­che Wei­se erlebt. Wir haben uns ent­schlos­sen, (aus Man­gel an ande­ren) mal die unse­re fest­zu­hal­ten. Und so ist ein klei­nes C(h)orona-Krisen-Logbuch ent­stan­den, das die Tage und Wochen in einem Chor­bü­ro beschreibt, dem die Chö­re abhan­den gekom­men sind.

Aus den bei­den ver­gan­ge­nen Mona­ten ein ers­tes Fazit zu zie­hen, fällt schwer. Es wäre wohl auch über­eilt. Also nut­zen wir wenigs­tens die Gele­gen­heit und sagen all jenen Dan­ke, die uns in den letz­ten Wochen so sehr unter­stützt haben. Allen vor­an unse­ren Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­tern für ihr Enga­ge­ment und ihren Mut. Dem Amt für Jugend, Fami­lie und Bil­dung der Stadt Leip­zig: Dass die Arbeit qua­si naht­los wei­ter­ge­hen konn­te, ist für uns kei­ne Selbst­ver­ständ­lich­keit. (Andern­orts stell­te sich viel­leicht auch die Fra­ge erst gar nicht?) Dan­ke auch dem Team des Men­dels­sohn-Hau­ses und der Peters­kir­che! Eben­so allen Chor­mit­glie­dern und Eltern, die uns geschrie­ben und Mut gemacht haben. Und nicht zuletzt unse­rem För­der­ver­ein, der so man­ches Trost­pflas­ter über­haupt erst mög­lich gemacht hat. (Auch wenn der Kon­to­stand der­zeit nur eine Rich­tung kennt...)

Die Arbeit fängt wohl jetzt erst rich­tig an. Blei­ben wir zuver­sicht­lich und gesund! In die­sem Sin­ne grüßt herz­lich Mar­cus Friedrich.


Woche #1 • 14. bis 20. März

Sams­tag. Seit ges­tern ist klar, die Schu­len wer­den geschlos­sen. Wahr­schein­lich ist erst­mals seit fast sech­zig Jah­ren der kom­plet­te Pro­ben- und Kon­zert­be­trieb aus­ge­setzt. Die nächs­ten drei Kon­zer­te sind schwe­ren Her­zens abge­sagt. (Ist das über­haupt schon mal vor­ge­kom­men?) Erkun­di­gun­gen über Ticket­s­tor­nos sind auch ein­ge­holt. Die ers­te Allgemeinverfügung des Frei­staa­tes Sach­sen wird die­se Ent­schei­dun­gen nur weni­ge Tage spä­ter bestä­ti­gen. Nur ein paar Ein­zel­un­ter­rich­te sind der­zeit (viel­leicht?) noch zu ver­ant­wor­ten. Wie lan­ge noch, ist unge­wiss, wie so vie­les in die­sen Tagen. Mon­tag. Ein ers­tes Kon­zept ist zu Papier gebracht: Wel­che Unter­rich­te könnten auf digi­ta­le Kanä­le umge­stellt wer­den? Für wel­che müss­ten ande­re For­men gefun­den wer­den? Inzwi­schen stellt sich auch die Fra­ge, wie ver­hin­dert wer­den kann, dass es den Frei­be­ruf­lern im Kol­le­gen­kreis die Exis­tenz­grund­la­ge ent­zieht. Bevor die Geschäf­te schlie­ßen und Lie­fer­ket­ten gänz­lich unter­bro­chen sind, wird auf­ge­rüs­tet und die vor­han­de­ne, tech­ni­sche Aus­stat­tung um Mikro­fo­ne für's Smart­phone, Sta­ti­ve, Spei­cher­kar­ten, einen Cam­cor­der und ein MP3-Auf­nah­me­ge­rät ergänzt. Diens­tag. Grü­nes Licht vom Amt für Jugend, Fami­lie und Bil­dung: Hono­rar­mit­tel dür­fen für die digi­ta­le Auf­be­rei­tung von Unter­richts­in­hal­ten genutzt wer­den. Fort­an tau­schen wir uns (trotz anfäng­li­cher Skep­sis) über Stimm­bil­dung via Sky­pe aus. Mitt­woch. Lan­ge nach Dienst­schluss neh­men wir in der dunk­len und men­schen­lee­ren Wan­del­hal­le des Neu­en Rat­hau­ses eine Bear­bei­tung von Hän­dels "Ombra mai fu" (aus Xer­xes) auf. Mit Abstand: Drei Musi­zie­ren­de, zwei Mit­ar­bei­ter für Bild und Ton. Bür­ger­meis­te­rin Doro­thee Dubrau (Dezer­nat Stadt­ent­wick­lung und Bau) kann die unver­hoff­ten, trost­spen­den­den Klän­ge auf den weit­läu­fi­gen Flu­ren kaum fas­sen und ver­weilt minu­ten­lang. Nach Mit­ter­nacht wer­den auch Ein­zel­un­ter­rich­te nicht mehr mög­lich sein. Frei­tag. Ers­tes, digi­ta­les Mate­ri­al wan­dert in ein Lauf­werk bei "Just Social", der erst im Sep­tem­ber ein­ge­rich­te­ten, neu­en Kom­mu­ni­ka­ti­ons­platt­form der Chö­re. Gleich­zei­tig ver­lässt eine Mail mit dem Betreff "Musi­ka­li­sche Früh­erzie­hung 2.0" das Chor­bü­ro. Dar­in die ers­ten "Geh­ver­su­che" in Sachen Video, die ers­te schrift­li­che Musik­stun­de für die Zwei- bis Fünf­jäh­ri­gen, ers­tes Krea­tiv­ma­te­ri­al sowie Kin­der- und Volks­lie­der zum Sin­gen zu Hau­se. Die Woche geht in merk­wür­di­ger Stil­le und mit vie­len offe­nen Fra­gen zu Ende.

Woche #2 • 21. bis 27. März

Sonn­tag. Die Tages­schau gibt via Twit­ter das Reper­toire für die heu­ti­gen "Bal­kon­kon­zer­te" bekannt: Beet­ho­vens "Ode an die Freu­de". Lei­der hat es für les­ba­re Noten nicht gereicht. Wir erle­di­gen das. Mon­tag. Das Ver­las­sen der häus­li­chen Unter­kunft ohne trif­ti­gen Grund ist unter­sagt. Wir tas­ten uns nur sehr vor­sich­tig ins Chor­bü­ro und inter­pre­tie­ren unse­re Grün­de als trif­tig genug. (Genau wis­sen wir es nicht.) Meh­re­re Bestel­lun­gen Hän­de­des­in­fek­ti­on sind nach Wochen ver­geb­li­chen War­tens immer noch nicht ein­ge­trof­fen. Wir begra­ben die Hoff­nung und besor­gen eine Fla­sche "Pri­ma Sprit" vom Geträn­ke­markt in der Els­ter­stra­ße. Die ers­ten Ver­an­stal­tungs­ab­sa­gen für den Früh­som­mer brö­ckeln her­ein. Wir behal­ten die Ner­ven. Was wir mit den geblock­ten Ter­mi­nen machen, ent­schei­den wir nicht heu­te. Wir kon­zen­trie­ren uns auf das Zusam­men­tra­gen von Infor­ma­tio­nen für frei­schaf­fen­de Künst­ler und die Unter­stüt­zung der Schü­ler zu Hau­se. Unser Lieb­lings­kurs "Die schöns­ten Wie­gen­lie­der" scheint in tro­cke­nen Tüchern und kann online wei­ter­lau­fen. Mitt­woch. Anschei­nend wer­den Schü­ler zu Hau­se mit digi­ta­lem Lern­stoff über­häuft. Wir star­ten eine Samm­lung von Online-Tools und Tuto­ri­als zu Video­kon­fe­ren­zen, Audio‑, Video­auf­nah­men und was sonst noch für digi­ta­len Unter­richt nötig erscheint. Und wir neh­men Kin­der- und Volks­lie­der auf. Der­weil dis­ku­tie­ren Mit­ar­bei­ter Vor- und Nach­tei­le von Sky­pe. Man macht sich gegen­sei­tig Mut. Doch die eher spar­sa­me Kom­mu­ni­ka­ti­on mit Eltern und Chor­mit­glie­dern ver­un­si­chert. Frei­tag. Die Woche geht zu Ende und es wan­dern Musik­da­tei­en, Rät­sel und Spiel­ideen in die Ord­ner bei "Just Social". "Musi­ka­li­sche Früh­erzie­hung 2.1" heißt die letz­te E‑Mail. Sie beinhal­tet unter ande­rem eine kom­plet­te Unter­richts­stun­de in Schrift­form, dies­mal samt Aus­mal­bild, Begrü­ßungs- und Schlusslied.

Leipzig während des pandemiebedingten Lockdowns im Frühjahr 2020
Foto: Eric Kemnitz

Woche #3 • 28. März bis 3. April

Mon­tag. Die Link­samm­lun­gen mit digi­ta­len Tools, Apps, Unter­richts­ideen, Erfah­rungs­be­rich­ten (...) wach­sen und wach­sen. Immer mehr wird klar, das ist ein Fass ohne Boden. Die Balan­ce zu fin­den, fällt genau­so schwer, wie ver­meint­lich Wich­ti­ges von Unwich­ti­gem zu tren­nen. Ein Ziel ist kaum zu erken­nen. Diens­tag. Die ers­te digi­ta­le Chor­pro­be für die Mit­glie­der der Spat­zen­chö­re ist fer­tig: 250 Mega­byte. Es fol­gen Vide­os in ähn­li­cher Grö­ßen­ord­nung für die musi­ka­li­sche Früh­erzie­hung. Fort­an sind wir mit Daten­men­gen kon­fron­tiert, die sich bis­her nie­mand vor­stel­len konn­te und für die wir nicht aus­ge­legt sind. Wir bewe­gen uns täg­lich im Giga­byte-Bereich, was ermü­den­de Lade­bal­ken zur Fol­ge hat, denn das Land sitzt zu Hau­se und surft. So man­cher Upload­ver­such endet im Frust. Was wir inzwi­schen wis­sen: Video­über­tra­gun­gen sind mit teils erheb­li­chen Zeit­ver­zö­ge­run­gen ver­bun­den. Wir begin­nen Kla­vier­be­glei­tun­gen in allen Ton­ar­ten für zu Hau­se auf­zu­neh­men. Mitt­woch. Inzwi­schen ist lei­der klar, in die­ser Form und Men­ge haben die Link­lis­ten kei­ne Zukunft. Wir sor­tie­ren also um: Das Ergeb­nis sind wesent­lich anschau­li­che­re, digi­ta­le Pinn­wän­de. Nicht gut, aber bes­ser! Par­al­lel dazu übt sich im Pro­ben­saal die Fach­rich­tung Kor­re­pe­ti­ti­on in Geduld: Der Ver­such, eine kon­zen­tra­ti­ons­feh­ler­freie Auf­nah­me von Schu­berts "Lieb­ha­ber in allen Gestal­ten" her­zu­stel­len, miss­lingt zum zwölf­ten Mal. Noch­mal von vorn! Don­ners­tag. Wir ändern die Stra­te­gie und erwei­tern den Fokus: Es ist wohl nötig, auch in die Öffent­lich­keit zu kom­mu­ni­zie­ren und trans­pa­rent zu machen, was wir der­zeit tun. Zudem wird eines immer kla­rer: Soll­ten wir noch wei­te­re Wochen im digi­ta­len Modus ver­har­ren müs­sen, wer­den Chor­mit­glie­der und Eltern dem­nächst vor einer Flut aus Datei­en kapi­tu­lie­ren. Die Hono­rarab­rech­nun­gen für März sind fäl­lig. Ein Unter­schied zum Vor­mo­nat ist nur auf den zwei­ten Blick zu erken­nen und das ist unter die­sen Umstän­den durch­aus bemer­kens­wert: Die Her­aus­for­de­rung ist schein­bar ange­nom­men. Frei­tag. Musik­da­tei­en, Brett­spie­le zum Aus­dru­cken und Anlei­tun­gen zum Fin­ger­stem­peln wan­dern in unse­re digi­ta­len Ord­ner. Für Kin­der und Eltern ist erst­mals auf unse­rer Web­sei­te eine kom­plet­te Unter­richts­stun­de musi­ka­li­scher Früh­erzie­hung für Daheim abruf­bar. Zudem steht ein wei­te­rer Sei­ten­ent­wurf, der alle der­zei­ti­gen, digi­ta­len Akti­vi­tä­ten abbil­den soll. Heu­te beginnt eine bis­her bei­spiel­lo­se Ver­teil­ak­ti­on: Die von uns tra­di­tio­nell im Früh­jahr für die Mit­glie­der des Kin­der­cho­res gesteck­ten Setz­lin­ge (in die­sem Jahr sind es klei­ne Kas­ta­ni­en) spren­gen bereits ihre klei­nen Pflanz­töpf­chen und müs­sen drin­gend an den Mann und an die Frau gebracht wer­den. Die Rund­rei­se durch Leip­zig wird bis weit in den Sams­tag dauern.

Woche #4 • 4. bis 10. April

Mon­tag. Woche um Woche wer­den Infor­ma­tio­nen und Res­sour­cen hin- und her­sor­tiert. Was heu­te noch wich­tig erscheint, ist mor­gen von ges­tern. Das frisst Zeit. Begeis­ter­te Kas­ta­ni­en-Rück­mel­dun­gen errei­chen uns. Dass es offen­sicht­lich allen gut geht, macht uns Mut. Lang­sam, aber sicher nimmt auch die Home­page Gestalt an. Wir haben die neue Sei­te lie­be­voll "C(h)orona" getauft. Ein biss­chen Pro­test ist auch dabei. Weil wir den fie­sen Virus nicht beim Namen nen­nen wol­len, haben auch eini­ge Berei­che von "Just Social" Fan­ta­sie­na­men erhal­ten: Der Titel "Alle Vögel flie­gen hoch in die Luft" beginnt zudem mit dem Buch­sta­ben A. Die Chat­grup­pen und Wiki-Sei­ten wan­dern so in der Rei­hen­fol­ge nach oben, das erleich­tert man­chen Weg. Irgend­wie rich­tet man sich inzwi­schen eben auch ein. Auf der Suche nach digi­ta­len Mög­lich­kei­ten ist das Pro­jekt "Musikgeschichte(n) aus der Qua­ran­tä­ne" ent­stan­den. Zukünf­tig gibt’s wöchent­lich online einen Epo­chen­über­blick. Diens­tag. Ostern wirft in die­sem Jahr erwar­tungs­ge­mäß selt­sa­me Schat­ten vor­aus. Wir ver­su­chen uns daher etwas Auf­mun­tern­des ein­fal­len zu las­sen. Wäh­rend wir über­le­gen, fällt ein gro­ßes Glas mit Wild­blu­men­wie­sen­sä­me­rei­en auf. Damit machen wir seit eini­gen Jah­ren auf das Bie­nen­ster­ben auf­merk­sam. Seit der letz­ten Land­tags­wahl kann wohl oben­drein etwas Far­be in Stadt und Land nicht scha­den. Und so packen wir kur­zer­hand klei­ne Samen­tü­ten und unter­schrei­ben Oster­grü­ße für über 300 Fami­li­en. Lei­der rei­chen unse­re Papier­tü­ten nicht und so fal­ten wir kur­zer­hand etwa hun­dert Mal Ori­ga­mi-Ersatz. Und nach­dem die Lidl-Filia­le am Burg­platz um ihr Samen-Sor­ti­ment erleich­tert ist, kön­nen auch die letz­ten Brie­fe auf Rei­sen gehen. Mitt­woch. Wir haben einen Foto­wett­be­werb aus­ge­schrie­ben: Wer macht den schöns­ten Screen­shot im digi­ta­len Unter­richt? Don­ners­tag. "Dem Oster­ha­sen auf der Spur" heißt die­se Woche die Musik­stun­de für die musi­ka­li­sche Früh­erzie­hung. Inzwi­schen läuft alles schon ein biss­chen rou­ti­nier­ter: Vide­os auf­neh­men und nach­be­ar­bei­ten, das Skript auf die Web­sei­te über­tra­gen, Vide­os und Sound­files ein­bin­den, den Bil­der-Slider befül­len... Das Pro­ze­de­re dau­ert aller­dings um ein Viel­fa­ches län­ger, als die Vor­be­rei­tung einer her­kömm­li­chen Stun­de unter "nor­ma­len" Umstän­den. Schließ­lich wan­dern Kla­vier­be­glei­tun­gen, Sin­ga­longs, Üb-MP3s und öster­li­che Bas­tel­an­lei­tun­gen in unse­re "Just-Ord­ner". Seit ein paar Tagen kann man sich täg­lich via You­Tube ein­sin­gen (las­sen). Kar­sams­tag. Die Peters­kir­che ist für die Über­tra­gung der Oster­nacht vor­be­rei­tet. Wir ver­su­chen Men­dels­sohns "Sonn­tags­mor­gen" mit allen Regeln des Abstands in Sze­ne zu set­zen, was mal mehr, mal weni­ger gut gelingt. Eines ist klar: Auf Musik völ­lig zu ver­zich­ten, ist in die­sen Tagen kei­ne Opti­on. Sams­tag­nach­mit­tag und ‑abend wer­den zum Bear­bei­ten und Schnei­den des Mate­ri­als drauf­ge­hen. Oster­sonn­tag. Upload Men­dels­sohn. Die Netz­an­bie­ter gön­nen sich heu­te offen­sicht­lich einen frei­en Tag... Fro­he Ostern!

Leipzig während des pandemiebedingten Lockdowns im Frühjahr 2020
Foto: Eric Kemnitz

Woche #5 • 11. bis 17. April

Diens­tag. Die Woche beginnt (wie üblich) mit dem Hin- und Her­sor­tie­ren von Infor­ma­tio­nen und Links. Eini­ge Mit­ar­bei­ter stel­len inzwi­schen die The­se auf, dass sie nach Ende der Kri­se (wann immer das sein mag) wohl Digi­tal­pro­fis sein wer­den. Vie­les hat sich inzwi­schen irgend­wie ein­ge­spielt. Den­noch wür­de wohl nie­mand die Situa­ti­on als zufrie­den­stel­lend bezeich­nen. Eini­ge sehr rüh­ren­de Rück­mel­dun­gen zum öster­li­chen Blu­men­gruß der Vor­wo­che tröp­feln her­ein. Nein, wir las­sen uns nicht von der (pro­zen­tu­al alles ande­re als rosi­gen) Quo­te ver­un­si­chern. Sicher haben die Leu­te den Kopf voll mit wich­ti­ge­ren Din­gen. (Zur Wahr­heit gehört sicher auch: Der Zeit­geist denkt mehr und mehr den Dienst­leis­tungs- und Ser­vice­ge­dan­ken.) Trotz der Feri­en haben wir uns für Ende der Woche digi­ta­le Zie­le gesteckt. Eine ers­te Musik­theo­rie-Lek­ti­on ist digi­tal auf­be­rei­tet und will nun geweb­mas­tert sein. Musi­ka­li­sche Früh­erzie­hung und Nach­wuchs­chö­re sol­len zudem mit einem selbst zusam­men­ge­stell­ten und ‑gedruck­ten (also völ­lig ana­lo­gen!) Kin­der- und Volks­lie­der­buch über­rascht wer­den. Titel: Alle Vögel flie­gen hoch in die Luft! Die ers­te Ladung ist ver­sen­det, wei­te­re fol­gen. (An die fra­gen­den Bli­cke der Haus­post-Beleg­schaft haben wir uns inzwi­schen auch gewöhnt.) Mitt­woch. Neu­es Pro­blem: Was wird aus den kom­men­den Kon­zer­ten? Nächs­te Woche steht "Gro­ße Musik für klei­ne Ohren" und ein "Even­song" auf dem Plan. Absa­gen? Nicht schon wie­der! Don­ners­tag. Wir haben Fotos bei Leip­zi­ger Foto­gra­fen in Auf­trag gege­ben. Wenn Chor­mit­glie­der und Eltern nicht das Haus ver­las­sen dür­fen, muss eben (wie immer) umge­dacht wer­den. Nicht zuletzt ist uns die Pfle­ge unse­res Part­ner-Netz­werks auch in die­ser irren Zeit wich­tig. (Wie­viel wird davon in ein paar Mona­ten wohl noch übrig sein?) Heu­te sind wir erst­mal beein­druckt von den ent­stan­de­nen Fotos. Wir sen­den sie auf Rei­sen in die sozia­len Netz­wer­ke und den­ken: So haben wir Leip­zig noch nie gese­hen. Frei­tag. Per All­ge­mein­ver­fü­gung wer­den ers­te Locke­run­gen nach den Oster­fe­ri­en ver­kün­det. Sie betref­fen uns (wie zu erwar­ten war) nicht. Wir sind fast ein wenig erleich­tert: Wir hat­ten uns gera­de eini­ger­ma­ßen mit der Situa­ti­on arran­giert. Der Betreff der aller­letz­ten E‑Mail lau­tet "Musi­ka­li­sche Früh­erzie­hung 2.4".

Woche #6 • 18. bis 24. April

Mon­tag. Wie wich­tig Geglaub­tes im digi­ta­len Raum ver­hal­len kann... Wei­ter geht’s. Wir ver­han­deln mit Jugend­her­ber­gen und Bus­un­ter­neh­men. Ob ange­zahl­te Sum­men mit spä­te­ren Auf­ent­hal­ten ver­rech­net wer­den kön­nen? Und wann wird das sein? Pla­nung ins Blaue. Wäh­rend im Pro­ben­saal Vide­os für die Musik­theo­rie ent­ste­hen, löst sich ein mit viel Kraft erstell­ter Kon­zert­ka­len­der in sei­ne Bestand­tei­le auf. Diens­tag. Offen­sicht­lich sind die ers­ten Lie­der­bü­cher zu Hau­se ange­kom­men, denn in eini­gen Chat­grup­pen ist von glän­zen­den Kin­der­au­gen die Rede. Das genie­ßen wir kurz, fei­ern uns selbst und den Moment. Es ver­ge­hen kei­ne zehn Minu­ten, bis wir wie­der aus­lo­ten, wie wohl die Ver­hält­nis­mä­ßig­kei­ten bes­ser zu bemes­sen wären. Eine Ant­wort auf die­se Fra­ge fällt uns seit Wochen schwer. Diens­tag. Es hat etwas gedau­ert, aber die Arbeit hat sich gelohnt: Wir haben einen Pod­cast! The­ma der ers­ten Fol­ge: Atmung. Es ist eine ganz eige­ne Erfah­rung, zwan­zig Minu­ten lang mit sich selbst zu spre­chen. Vor allem dann, wenn der Akku nur bis Minu­te 19 mit­macht. Na dann, alles wie­der auf Anfang! Bereits letz­te Woche haben Mit­glie­der der Instru­men­tal­klas­sen ein­zel­ne Tei­le aus Pro­kof­jews "Peter und der Wolf" auf­ge­zeich­net. Dafür ist sowohl Ben­zin, als auch "Pri­ma Sprit" ver­braucht wor­den. Die noch feh­len­den musi­ka­li­schen Bei­trä­ge wer­den von Mit­ar­bei­tern auf Kla­vier, Gei­ge, Gitar­re oder Flö­te über­nom­men. "Gro­ße Musik für klei­ne Ohren" wird also statt­fin­den! Mitt­woch. Alle Sprech­tex­te sind auf­ge­zeich­net und nach­be­ar­bei­tet. Noch hat nie­mand ein Gefühl für das Ergeb­nis und des­sen Halb­wert­zeit. In unse­ren Arbeits­ord­nern beginnt sich das zu bear­bei­ten­de Mate­ri­al zu sta­peln. Über 40 Giga­byte allei­ne in den letz­ten paar Wochen... Don­ners­tag. Wir haben im (der­zeit geschlos­se­nen) Men­dels­sohn-Haus Asyl, einen Flü­gel und mit Hän­del auch musi­ka­li­schen Ersatz für den ansons­ten zum Aus­fall ver­damm­ten "Even­song" gefun­den. Hän­dels (durch unse­ren För­der­ver­ein gespon­ser­te) Musik rührt uns ein wenig. Bereits vor eini­gen Wochen war per E‑Mail von Eltern­sei­te fest­ge­stellt wor­den: "Wie wich­tig ist in die­sen Zei­ten die Musik?!" Frei­tag. Wir müs­sen unse­re Daten bes­ser orga­ni­sie­ren, um nicht völ­lig im Cha­os zu ver­sin­ken. Hän­del ist fer­tig geschnit­ten und der Upload von immer­hin fast zwei Giga­byte ver­läuft erstaun­lich flüs­sig. Auch "Peter und sein Wolf" sind nach einer Sonder(nacht)schicht end­lich erle­digt. Sogar zum Kor­rek­tur­le­sen war noch Zeit. Sams­tag. Fast vier Giga­byte. "Peters Wolf" ist mehr als 20 Minu­ten lang, was uns eini­ger­ma­ßen beein­druckt. Man trifft sich also im Chor­bü­ro. Man­ches muss heu­te noch auf­ge­nom­men, ande­res geschnit­ten oder in Ord­ner ver­teilt wer­den. Wir war­ten auf die Video-Pre­mie­ren bei Face­book und You­Tube und erle­ben die­se fast auf­ge­reg­ter, als man­chen "ana­lo­gen" Kon­zert­be­ginn. Am Vor­tag ist der Hash­tag #Trost­pflas­ter­kon­zer­te gebo­ren wor­den. Hat was! Wir machen ihn zum Kon­zept. So haben wir künf­tig eine Alter­na­ti­ve zur Ver­an­stal­tungs­ab­sa­ge. Am Abend lau­tet eine Fra­ge in der MDR-Quiz­show "Qui­cky" wie folgt: "Die Scho­la Can­torum Leip­zig rich­tet sich in einem Kurs an wer­den­de Müt­ter und Väter. In die­sem ler­nen sie... A: Schau­kel­lie­der, B: Bau­mel­lie­der, C: Wackel­lie­der oder D: Wiegenlieder."

Leipzig während des pandemiebedingten Lockdowns im Frühjahr 2020
Foto: Eric Kemnitz

Woche #7 • 25. April bis 1. Mai

Mon­tag. Und täg­lich grüßt das Mur­mel­tier. Wir berei­ten alles für eine neue Unter­richts­stun­de musi­ka­li­sche Früh­erzie­hung, eine neue Fol­ge Musik­ge­schich­te und die nächs­te Lek­ti­on Musik­theo­rie vor. Es sta­peln sich die zu bear­bei­ten­den Vide­os und Audi­os, wir sor­tie­ren Infor­ma­tio­nen und stel­len die obli­ga­to­ri­sche Fra­ge nach Ver­hält­nis­mä­ßig­keit. Immer­hin gibt es digi­ta­len Applaus für "Wolfs Peter". Viel Zeit zur Refle­xi­on bleibt den­noch nicht, denn am Sams­tag sol­len Carl Reine­ckes "Wil­de Schwä­ne" digi­tal statt­fin­den und ein Trost­pflas­ter als Ersatz für den am Frei­tag ursprüng­lich im Rah­men des Deut­schen Chor­fes­tes geplan­ten "Mit­tel­deut­schen Kin­der­chor" muss erst noch gefun­den wer­den. Es genügt eine Son­der­schicht in der Nacht zu Diens­tag, um her­aus­ge­fun­den zu haben, was wir nicht wol­len. Diens­tag. Heu­re­ka! Wir ent­schei­den uns für John Rut­ters "Look at the World" aus dem Reper­toire des Kin­der­cho­res. In kür­zes­ter Zeit ist ein Solis­ten­quar­tett zusam­men­te­le­fo­niert. Ein Pia­nist ist für die Rei­ne­cke-Beglei­tun­gen ohne­hin heu­te im Haus. Man­ches fügt sich eben auch. Die Ergeb­nis­se des Screen­shot-Wett­be­werbs ste­hen fest. Unser För­der­ver­ein und der Leip­zi­ger Zoo haben mit Gut­schei­nen für glück­li­che Preis­trä­ger gesorgt. Sie­ger sind sie den­noch irgend­wie alle! Die Bil­der machen Mut. Und ein Lächeln. Mitt­woch. Die ver­kürz­ten Wochen set­zen uns zu und so beginnt ein Wett­lauf mit Rut­ter und der Zeit. Don­ners­tag. Weil uns zwei Druck­feh­ler in einer der Trost­pflas­ter-Kla­vier­be­glei­tun­gen stö­ren, bes­sern wir kur­zer­hand mit der Auf­nah­me von hal­ben Tak­ten und Ein­zel­tö­nen nach. Am Abend sind end­lich alle Auf­nah­men im Kas­ten. Wegen des Fei­er­tags ver­las­sen die gewohn­ten Sta­tus-Updates bereits heu­te das Büro. Für nächs­te Woche ist ein­ge­schränk­ter Schul­be­trieb ange­kün­digt. Vie­le Fra­ge­zei­chen. Wir sind von kei­ner­lei "Locke­rungs­or­gie" betrof­fen. Wir hät­ten schlicht auch kei­ne Zeit dafür! Frei­tag, Mai­fei­er­tag. Upload und Video-Pre­mie­re Rut­ter. Wei­ter mit Reine­ckes "Beschnei­dung", die bis in die frü­hen Mor­gen­stun­den dau­ert. Sams­tag. Die "Schwä­ne" sind fer­tig und flim­mern nach tele­fo­nisch bestan­de­nem Qua­li­täts­check über die ein­schlä­gi­gen Por­ta­le. Das optio­nal für Sams­tag­abend ange­dach­te Sound­fi­le des Kam­mer­cho­res muss lei­der aus Kapa­zi­täts- und Kraft­grün­den ver­scho­ben werden.

Woche #8 • 2. bis 8. Mai

Mon­tag. Wie­der berei­ten wir Web­sei­ten auf neue Inhal­te vor, aber inzwi­schen ste­hen die Zei­chen der Zeit auf Ver­än­de­rung. Dem ein­ge­schränk­ten Schul­be­trieb wer­den wei­te­re Maß­nah­men fol­gen. Wir beschäf­ti­gen uns also mit einer Ära nach "C(h)orona". Aber die der­zei­ti­ge Fak­ten­la­ge zur Aero­sol­bil­dung beim Sin­gen ist ent­mu­ti­gend. Diens­tag. Das Men­dels­sohn-Haus ist wie­der geöff­net. Man gewährt uns den­noch Ein­lass, um ein "Trost­pflas­ter" für die am Sams­tag nicht statt­fin­den­de Mut­ter­tags-Mati­nee unse­rer Spat­zen zu pro­du­zie­ren. Am Nach­mit­tag fol­gen der Musik die Gedich­te und die Sache wird rund. Und wir sind wie­der um Erkennt­nis­se rei­cher: Abstands­re­geln sind umso schwe­rer ein­zu­hal­ten, wenn die Raum­grö­ße nicht par­al­lel zur Anzahl der Mit­wir­ken­den steigt. Die Chö­re feh­len uns... Mitt­woch: Auf­nah­men schnei­den, Web­sei­ten befül­len und Kor­rek­tur lesen. Don­ners­tag. Mut­ter­tags-Upload. Die Ner­ven lie­gen trotz eines zwi­schen­zeit­lich erar­bei­te­ten, zeit­li­chen Vor­sprungs spür­bar blank. Das Pen­sum der letz­ten Wochen geht nicht spur­los an uns vor­bei. Wir beschlie­ßen in der nächs­ten Woche etwas kür­zer zu tre­ten und bereits fer­ti­ge Inhal­te etwas zu "stre­cken". Die Fra­ge nach Ver­hält­nis­mä­ßig­keit.... Frei­tag. Wir haben uns pro­fes­sio­nel­le Unter­stüt­zung für zukünf­ti­ge Audio­auf­nah­men der Chö­re orga­ni­siert. Das erleich­tert die Pla­nung bevor­ste­hen­der Kin­der­opern und die längst über­fäl­li­ge Ein­bin­dung der Chor­mit­glie­der hin­sicht­lich zukünf­ti­ger Trost­pflas­ter. (Bis zum Som­mer sind es noch etwas über zwei Mona­te.) Kann man 6.000 Video­clicks eigent­lich in Kon­zert­be­su­cher umrech­nen? Die inzwi­schen ach­te Fol­ge des Aus­nah­me­zu­stan­des endet mit Sta­tus-Updates via "Just Social" und der Fra­ge, wie die aktu­el­le Woche zu num­me­rie­ren ist. Ach ja, rich­tig: "Musi­ka­li­sche Früh­erzie­hung 2.7"

» Down­load der aktu­el­len Info­post (9 MB)
» Fotos: Eric Kemnitz

An den Anfang scrollen