Schola Cantorum – 60 Jahre Leipziger Musiktradition
Die Geschichte der Schola Cantorum reicht bis zu ihrer Gründung durch den Leipziger Musikpädagogen Reinhardt Syhre im Jahr 1963 zurück. In den 60er und 70er Jahren der vergangenen Jahrhunderts wirkt der damalige Kinder- und Jugendchor regelmäßig gemeinsam mit dem Leipziger Gewandhausorchester unter Kurt Masur in Beethovens 9. Sinfonie. Zugleich sind Mitglieder des Chores während dieser Zeit an über 30 Produktionen des Leipziger Opernhauses beteiligt. Darüber hinaus vertreten die Sängerinnen und Sänger die Stadt Leipzig erfolgreich bei nationalen und internationalen Wettbewerben Vielfältige Rundfunk- und Plattenproduktionen entstehen, es kommt zur Zusammenarbeit mit Dirigenten wie Herbert Blomstedt oder Georg Christoph Biller. Nach Meinungsverschiedenheiten zwischen Reinhardt Syhre und Kurt Masur kommt es 1982 zum sogenannten "Leipziger Chortausch", Syhres Chor wird zum Kinderchor der Stadt Leipzig – der bisherige Kinderchor der Stadt Leipzig (Leitung: Ekkehard Schreiber) übernimmt die Aufgaben am Gewandhaus. Nach der politischen Wende 1989 wird Syhres Ensemble dem städtischen Schulverwaltungsamt als "besondere pädagogische Einrichtung" zugeordnet, wo die Schola Cantorum noch heute beheimatet ist.
Am 7. November 1991 wird Reinhardt Syhre auf dem Höhepunkt seines Schaffens durch einen Herzanfall aus seiner Arbeit gerissen: Er bricht in Anwesenheit seiner Chormitglieder nach einer Generalprobe im Gewandhaus zusammen. Das Konzert findet trotzdem statt – seine Sänger übernehmen die Leitung.
Nach dem Tod Syhres übernimmt 1992 der Mecklenburger Eckhard Budrowitz die Leitung des Chores, der inzwischen "Leipziger Kinder- und Jugendchor Schola Cantorum" heißt. 1993 beginnt eine erste Umstrukturierung: Zukünftig gibt es eine vokale Grundstufe, einen Kinderchor und einen Mädchenchor. Zudem wird der Freundeskreis Schola Cantorum Leipzig e.V. gegründet und eine enge Partnerschaft mit dem Nürnberger Hans-Sachs-Chor beginnt. Erste Platzierungen bei internationalen Wettbewerben, vielbeachtete CD-Einspielungen und Konzertreisen in die ganze Welt, unter anderem nach Italien, Finnland und die USA folgen. 2001 geht Budrowitz nach Belgien und Martin Lehmann, später Dirigent des Windsbacher Knabenchores, wird sein Nachfolger im Amt.
In seiner Amtszeit setzt Lehmann (von 1983 bis 1992 Mitglied im Dresdner Kreuzchor) neben der musikalischen Arbeit vor allem auf konsequente Nachwuchsentwicklung: 2003 bietet die Schola Cantorum erstmalig Kurse in musikalischer Früherziehung an. Darüber hinaus formiert sich 2004 der heutige Frauenchor. Konzertreisen und Wettbewerbe führen die Schola Cantorum unter anderem nach Belgien und Großbritannien.
2005 übernimmt Philipp Amelung, ehemaliges Mitglied im Tölzer Knabenchor, die künstlerische Leitung der Chöre. Seine Amtszeit ist von vielfältigen Reisen, unter anderem nach Spanien, Frankreich, Polen und die USA geprägt. Amelung wird 2011 Universitätsmusikdirektor an der Eberhard-Karls-Universität in Tübingen. Sein Nachfolger wird der Leipziger Kirchenmusiker und Chorleiter Marcus Friedrich.
Die Schola Cantorum wird unter seiner fast zehnjährigen Leitung zu einer der größten Chorformationen Mitteldeutschlands. Zusätzlich zu den bestehenden Ensembles wird 2015 ein Kammerchor gegründet.
Im September 2021 übernimmt der Österreicher Chorleiter und Dirigent Bernhard Steiner die Gesamtleitung der Kinder- und Jugendchöre der Stadt Leipzig.
Heute singen und musizieren über 300 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene in den Kursen der musikalischen Früherziehung, den Vorschul- und Spatzenchören, im Kinderchor, dem international renommierten Mädchenchor bis hin zu Frauenchor und gemischtstimmigem Kammerchor. Die Chöre sind jedes Jahr in bis zu 50 Konzerten, vor mehr als 10.000 Zuhörern, in Leipzig und weit darüber hinaus zu erleben. Die Schola Cantorum ist ein wichtiger Bildungsträger sowie Botschafterin für die Musikstadt Leipzig.
Ausführlich nachzulesen ist die wechselvolle Geschichte der Schola Cantorum in der 2013 anlässlich des 50-jährigen Bestehens erschienenen Festschrift. Zum 55-jährigen Jubiläum im Jahr 2018 ist darüber hinaus ein Anhang erschienen. Beide Broschüren sind über das Chorbüro erhältlich.