Dieser Tage geht für die Mitglieder unserer Spatzenchöre nicht nur ein Schuljahr, sondern auch ein Chorjahr zu Ende und eines ist jetzt bereits sicher: Es wird sowohl den Sängerinnen und Sängern, als auch den Pädagoginnen und Mitarbeitern noch lange in Erinnerung bleiben. Von März bis Juni waren auch für den musikalischen Nachwuchs an der Schola Cantorum alle Chorproben und Unterrichte ausgesetzt. Allerdings dauerte es nur wenige Tage, bis die sechs- bis achtjährigen Mädchen und Jungen von Chorleiterin Meta-Elisabeth Kuritz zur ersten digitalen Chorprobe ihres Lebens begrüßt wurden.
Während dieser Zeit ist die Idee entstanden, mit den Mädchen und Jungen anstelle der eigentlich im Theater der Jungen Welt geplanten Kinderoper ein Digitalprojekt zu erarbeiten und am Ende des Schuljahres öffentlich zu präsentieren. Fortan war in Leipziger Kinderzimmern "Der Regenbogenfisch" des Schweizer Bilderbuchautors und Illustrators Marcus Pfister angesagt: Es wurde gesungen, gemalt, gebastelt, geklatscht und gestampft...
Am Samstag, den 4. Juli findet dieses Projekt nun in einer digitalen Präsentation seinen Höhepunkt und gleichzeitig seinen Abschluss. Genau hier werde ich nachdenklich und biege von der Medieninformation in einen Blogeintrag ab. "Normale" Jahre enden mit einem Feuerwerk, mit einer großen Konzertaufführung, einer Reise oder dem Jubel nach der Kinderopern-Derniere. Die Saison 2019/20 geht für die Spatzenchöre mit einer Webseite zu Ende?
Und schon lande ich direkt beim Kern des Problems, das uns nun schon seit Monaten begleitet: Chöre leben von der Gemeinschaft. Nur gemeinsam werden Konzerte, Reisen oder Kinderopern zu Erfolgen und zu wunderbaren, verbindenden Erinnerungen. Auch das schönste Digitalprojekt kann über die Abwesenheit des gewohnten Miteinanders kaum hinwegtrösten. (Punkt.) Allerdings wird mir bei genauerer Betrachtung schnell klar, dass es so einfach dann doch nicht ist. Denn wenn nun die in den vergangenen Wochen durch die Chormitglieder zu Hause aufgezeichneten Einzelrhythmen und Gesangsstimmen digital zusammenklingen, wird nur einmal mehr die große Sehnsucht nach Gemeinschaft deutlich, die uns Menschen offensichtlich in den Genen steckt. Und auch wenn sich Konzerte, Reisen oder Kinderopern nicht digital ersetzen lassen: Wer genau hinhört, bekommt eine leise, hoffnungsvolle Ahnung davon, wie wunderbar es war, ist und sein wird, gemeinsam mit anderen zu singen.
Die digitale Abschlusspräsentation der Spatzenchöre ist ab Samstag, den 4. Juli 2020 verfügbar und über den folgenden Link zu erreichen: www.schola-cantorum.de/regenbogenfisch