Nach mehr als zehn Wochen pandemiebedingter Pause nimmt die Schola Cantorum am 2. Juni einen ersten Teil der Unterrichte wieder auf. Grundlage dafür ist ein umfassendes Hygienekonzept. Mit der sächsischen Corona-Schutz-Verordnung vom 12. Mai war zuvor der Besuch von Bildungseinrichtungen und Musikschulen unter Beachtung besonderer Hygienemaßnahmen wieder erlaubt worden.
"Von einer Pause kann bei uns genau genommen nicht die Rede sein", erklärt der künstlerische Leiter der städtischen Kinder- und Jugendchöre, Marcus Friedrich. Denn obwohl alle Präsenzveranstaltungen seit Mitte März ausgesetzt waren, habe es eine Pause zumindest im Chorbüro nicht gegeben. "Der größte Teil aller Einzelunterrichte war binnen weniger Tage auf digitale Kanäle wie Skype oder Zoom umgestellt", erklärt der Chorleiter. Auch musikalische Früherziehung und Musiktheorie-Unterricht wurden nach kurzer "Umbaupause" mit neuem Konzept online weitergeführt.
Digitalpause mit Kreativitätszuwächsen
Neben selbst eingespielten Klavierbegleitungen aus dem Repertoire der Chöre oder Kinder- und Volksliedern zum Singen daheim sind Zusatzangebote wie die Reihe "Musikgeschichte(n) aus der Quarantäne", oder ein Podcast zu Fragen von Gesangstechnik entstanden. Ausfallenden Chorproben konnten so alternative Angebote entgegengesetzt werden. Und auch für die meisten der von März bis Mai terminierten Konzerte habe es musikalische Trostpflaster bei YouTube oder SoundCloud gegeben. "Unterm Strich mussten lediglich zwei Veranstaltungen im März ganz ohne Ersatz ausfallen", so Friedrich. Aber trotz unbestreitbarer Kreativitätszuwächse sei man froh, wenn die Digitalpause nun ein vorläufiges Ende findet: "Die Aufbereitung der Unterrichtsinhalte ist im Vergleich zum analogen Unterricht um ein Vielfaches zeitaufwendiger. Auf diese Erfahrung hätten wir rückblickend wohl lieber verzichtet. Aber letztlich sind wir an den Herausforderungen auch gewachsen."
Aerosol und Tröpfchen: Chöre im Fokus
Die notwendigen Einschränkungen des öffentlichen Lebens haben die Kultur- und Kreativszene hart getroffen. "Konzerte und Veranstaltungen sind häufig schon bis weit in den Herbst abgesagt, besonders für freischaffende Kunst- und Kulturschaffende ist das existenzbedrohend", so Friedrich. Erschwerend komme hinzu, dass viele nun schon seit Monaten ihren Beruf gar mehr nicht ausüben dürfen. "Bis weit ins Frühjahr hinein hat uns zudem der Forschungsstand zur Rolle von Tröpfchen und Aerosolen bei der Übertragung des Virus' eher beunruhigt, als ermutigt. Dass sich bei Proben und Konzerten in der ersten Märzhälfte in Berlin, Amsterdam oder Seattle ganze Chöre infiziert hatten, ließ zunächst Schlimmes befürchten. Inzwischen ermöglichen verschiedene wissenschaftliche Untersuchungen einen etwas differenzierteren Blick und das ist für uns Anlass zu vorsichtigem Optimismus. Dennoch nehmen wir das Thema sehr ernst. Zu hoffen ist, dass 60.000 deutsche Laienchöre mit dieser Problematik nicht sich selbst überlassen bleiben."
Singen mit Abstand und "Open Air"
Das in den vergangenen Wochen erarbeitete Hygienekonzept sieht für unterschiedliche Unterrichtssituationen verschiedene Hygienemaßnahmen vor. So werden ab Juni für alle Einzelunterrichte Räume mit etwa 60 Quadratmetern Fläche genutzt. "Die derzeit geforderten Mindestabstände zwischen Gesangsschülern und ‑pädagogen möchten wir lieber übererfüllen", so Friedrich. Außerdem werden Unterrichte verkürzt, um zwischen zwei Einheiten das Querlüften der Räume zu ermöglichen. Nicht zuletzt müssen auch Instrumente und Flächen regelmäßig gereinigt und desinfiziert werden. "Verkleinerte und verkürzte Chorproben lagern wir aus, genau wie die Kurse unserer musikalischen Früherziehung. Zum Glück ist das in der warmen Jahreszeit relativ unproblematisch", erklärt Friedrich und ergänzt, dass natürlich bei weitem noch nicht alle Probleme und Sorgen vom Tisch sind. So versuche derzeit das Chorbüro, mit den verschiedenen Partnern für alle bisher nicht abgesagten Konzerte verantwortungsvolle Lösungen zu erarbeiten. Ob das gelingt, hänge nicht zuletzt von den geltenden Allgemeinverfügungen in den jeweiligen Bundesländern ab. Wie es nach der Sommerpause weitergeht, könne derzeit niemand vorhersagen. "Wir werden Durchhaltevermögen, Geduld und Kreativität brauchen, denn die Krise ist längst nicht vorbei. Aber im Gegensatz zu wochenlangem Stillstand führen kleine Schritte, wie wir sie im Moment gehen, zwar langsam, aber sicher irgendwann ans Ziel."
Proben- und Unterrichtsdisposition
Musikalische Früherziehung: Der Unterricht wird zu den regulären Zeiten wieder aufgenommen und findet open Air auf dem Schulhof der Anna-Magdalena-Bach-Schule (Vorschulchöre) und in der Sporthalle Reichelstraße 12 (alle anderen Kurse) statt. Beide Orte werden entsprechend hergerichtet. Mit der Unterrichtsteilnahme werden Kenntnis aller Hygienemaßnahmen, Einverständnis und die Unterstützung aller Beteiligten als gegeben betrachtet. [Hygienemaßnahmen musikalische Früherziehung] [Hygienemaßnahmen Vorschulchöre]
Stimmbildung: Für Mitglieder der Spatzenchöre, des Kinder‑, Mädchen‑, Frauen- und Kammerchores kann werktags ab 17:15 Uhr (sowie bei Bedarf samstags) Einzelstimmbildung als Präsenzunterricht in den Räumen der Anna-Magdalena-Bach-Schule stattfinden. Die Terminvereinbarung erfolgt über die Lehrkräfte. Bei Bedarf ist auch Online-Unterricht weiterhin möglich. Mit der Teilnahme am Präsenzunterricht werden Kenntnis aller Hygienemaßnahmen, Einverständnis und die Unterstützung aller Beteiligten als gegeben betrachtet. [Hygienemaßnahmen Einzelunterricht]
Instrumentalunterricht: Unterricht kann werktags ab 17:15 Uhr (sowie bei Bedarf samstags) als Präsenzunterricht in den Räumen der Anna-Magdalena-Bach-Schule stattfinden. Die Terminvereinbarung erfolgt über die Lehrkräfte. Optional ist auch Online-Unterricht weiterhin möglich. Mit der Unterrichtsteilnahme werden Kenntnis aller Hygienemaßnahmen, Einverständnis und die Unterstützung aller Beteiligten als gegeben betrachtet. [Hygienemaßnahmen Einzelunterricht]
Verkleinerte und verkürzte Chorproben: Für verkleinerte und verkürzte Proben steht ab Donnerstag, den 4. Juni in den Abendstunden (montags ab 18:15 Uhr, dienstags ab 18 Uhr, mittwochs ab 18 Uhr, donnerstags ab 19 Uhr, freitags ab 17 Uhr, samstags ganztägig) interimsmäßig die Sporthalle Reichelstraße 12, das Schulgelände "open Air" (montags und donnerstags ab 18 Uhr, sonst ab 17 Uhr), der Park hinter der Anna-Magdalena-Bach-Schule sowie der Probensaal zur Verfügung. Mit der Probenteilnahme werden Kenntnis aller Hygienemaßnahmen, Einverständnis und die Unterstützung aller Beteiligten als gegeben betrachtet. [Hygienemaßnahmen verkleinerte und verkürzte Proben Sporthalle] [Hygienemaßnahmen Petrispatzen] [Hygienemaßnahmen Bachspatzen]
Proben finden bis auf Weiteres und auf freiwilliger Basis wie folgt statt:
- Kammerchor: verkleinerte Besetzungen ab Donnerstag, den 4. Juni (Details über Just Social)
- Mädchen-/Frauenchor: geteilte Registerproben ab 9. bzw. 10. Juni (Details über Just Social)
- Kinderchor: Einzeltermine in Kleingruppen samstags nach Abfrage (Details über Just Social)
- Spatzenchöre: Probenbeginn in der Woche ab 15. Juni (Details über Just Social)
Konzerte und Veranstaltungen: Für alle noch relevanten Konzerttermine bis zum Sommer versuchen wir unter den bis dahin gegebenen Umständen und in Absprache mit den entsprechenden Partnern bestmögliche und verantwortungsvolle Lösungen zu erarbeiten. Wir bitten also darum, die für 2020 im Kalender befindlichen Termine weiter als gesetzt zu betrachten.