Den musikalischen Doppelpunkt vor den unmittelbar bevorstehenden Heiligen Abend setzt am kommenden Montag die Schola Cantorum: Am 23. Dezember erklingen um 20:15 Uhr im Kunstkraftwerk Leipzig die ersten drei Kantaten aus Johann Sebastian Bachs Weihnachtsoratorium für Soli, Chor und Orchester. Das Konzert ist bereits ausverkauft.
Es ist auch 285 Jahre nach seiner Uraufführung eines der beliebtesten kirchenmusikalischen Werke in der Advents- und Weihnachtszeit: Bachs Weihnachtsoratorium (BWV 248). Komponiert im Jahr 1734 wurden die insgesamt sechs aufeinander aufbauenden Kantaten erstmals durch den Leipziger Thomanerchor in sechs Gottesdiensten zwischen dem ersten Weihnachtstag 1734 und dem 6. Januar 1735 in Nikolaikirche und Thomaskirche aufgeführt.
Knapp 300 Jahre später, am 23. Dezember 2019, trifft nun im Kunstkraftwerk Leipzig das Kammerorchester Nova Justitia (Dietrich Reinhold, Konzertmeister) unter der Leitung von Marcus Friedrich auf den erweiterten Kammerchor der Stadt Leipzig (Sven Kühnast, Einstudierung) sowie auf ein junges Solisten-Ensemble, bestehend aus Leevke Hambach (Sopran), Marie Henriette Reinhold (Alt), Christopher Renz (Tenor) und dem Lortzing-Preisträger 2019, Anton Haupt (Bass). Auch der musikalische Nachwuchs der Schola Cantorum wird an der Aufführung beteiligt sein: Mitglieder des hauseigenen Kinderchores üben nach den inzwischen absolvierten Weihnachtskonzerten bereits fleißig Bach-Choräle.
Kunstkraftwerk statt Bildermuseum
Das ursprünglich im Museum der bildenden Künste angekündigte und seit Tagen ausverkaufte Konzert findet aus technischen Gründen kurzfristig im Kunstkraftwerk Leipzig (Saalfelder Straße 8b) statt. Der Konzertbeginn verschiebt sich daher um 15 Minuten auf 20:15 Uhr (Einlass: ab 19 Uhr). “Wir freuen uns, mit dem Kunstkraftwerk so kurzfristig eine so spannende und vor allem so hilfsbereite Alternative gefunden zu haben”, erklärt Annette Reinhold, Leiterin des Chorbüros der städtischen Kinder- und Jugendchöre, bei der alle organisatorischen Fäden zusammenlaufen. Musiker und Sänger sind über die Änderungen informiert, ebenso wie alle, die ihre Konzerttickets im Internet erworben haben. “Wir hoffen nun auf funktionierende Mund-zu-Mund-Propaganda, um die übrigen Besucher in den verbleibenden Tagen ebenfalls noch zu erreichen”, so Reinhold.
Barockmusik meets Industriekultur
Heiß und laut, so muss man sich das alte Heizwerk Lindenau an der Saalfelder Straße auf der Höhe seiner Zeit vorstellen. Von 1964 bis 1992 brannten im Kesselhaus rund um die Uhr drei riesige Kohleöfen. Mit der so erzeugten Thermik wurde Wasser erhitzt und über Rohrleitungen zu den Abnehmern – Industriebetrieben im Leipziger Westen – geliefert. Wer durch die denkmalgeschützten Hallen geht, kann ihre Geschichte mit Händen greifen. Der Leipziger Westen ist heute jugendliches Szeneviertel und Experimentierfeld für Künstler. Und auch in der Saalfelder Straße ist ein neues Kapitel begonnen worden. Von internationalen Ausstellungen, Symposien und Lesungen bis hin zur Kirchenmusik Johann Sebastian Bachs: Im Kunstkraftwerk findet alles seinen Platz, was Nahrung für Geist, Seele und Körper bietet.
Schola Cantorum Leipzig
Die Schola Cantorum Leipzig (zu Deutsch: Singschule) wurde im Jahr 1963 als Kinder- und Jugendchor gegründet und arbeitet seit 1982 unter Trägerschaft der Stadt Leipzig. Über 300 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene singen und musizieren heute in der Musikalischen Früherziehung, den Vorschul- und Spatzenchören, im Kinderchor, dem international renommierten Mädchenchor bis hin zu Frauenchor und gemischtstimmigem Kammerchor. Die verschiedenen Ensembles gestalten jährlich zwischen 40 und 50 Konzerte vor insgesamt mehr als 10.000 Zuhörern in Leipzig und zum Teil weit darüber hinaus. Die Schola Cantorum Leipzig ist damit eine der größten und aktivsten Chorformationen Mitteldeutschlands, wichtiger lokaler Bildungsträger und Botschafterin für die Musikstadt Leipzig.